1933 – 1945
Das dritte Reich
Hmm, das dunkelste Kapitel unserer Geschichte. Komisch, das jetzt nach genauerer Aufteilung auffällt, das eigentlich gar nichts in dieser Zeit aufgeschrieben wurde. Ich glaube ich muss hier mal genauer nachgraben. Oder vielleicht habt ihr noch Informationen was sich damals in Erdeborn zugetragen hat?
Ingo A. Müller hat von 1999-2001 folgenden Text z.T. aus Zeugenaussagen zusammengestellt:
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 warfen dunkle Schatten am Horizont ihr Unheil über das Mansfelder Land und Erdeborn. Diesmal waren es keine Schatten, sondern Bomben. Zum Glück waren es in Erdeborn nicht viele. Die ersten Bomben trafen Erdeborn im Herbst 1940.
Bei Dunkelheit hatte ein Trecker in der Nähe des Dorfes mit Licht gepflügt. Durch das Licht angelockt, warf ein englisches Flugzeug eine Bombe ab. Die Bombe traf ein Haus an der Pieke. Die Bombe durchschlug das Dach, den Küchentisch (Der Küchentisch war bis auf ein großes Loch in der Mitte fast unversehrt geblieben.) und blieb im Keller ohne zu explodieren liegen. Es war eine Brandbombe, welche noch größeren Schaden hätte anrichten können.
Am 10. Februar des Jahres 1942 kam es rund um Erdeborn zu Schneeverwehungen, so dass der Eisenbahnbetrieb nach Erdeborn bis zum Nachmittag eingestellt werden musste. Sogar der Postverkehr ruhte einige Tage.
In den Kriegsjahren 1944–1945 fanden in der Nähe von Erdeborn einige Luftkämpfe statt, da die unweit liegenden großen Industriegebiete von Halle-Leuna ständig bombardiert wurden. Außerdem wurden einige Züge, an der bei Erdeborn vorbei führenden Bahnlinie Halle-Kassel beschossen. So traf es 1944 auch einen Lazarettzug der oberhalb der Zuckerfabrik beschossen wurde. In Erdeborn hatten während des Krieges keine Flakstellungen oder Soldaten Position bezogen.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, dies war in Erdeborn Ende April 1945 zu Ende, übte Georg Fuß das Bürgermeisteramt von Erdeborn aus. Als dann im April 1945 die amerikanischen Soldaten in Erdeborn eingerückt waren, wurden einige Häuser im Dorf von den Soldaten als Unterkunft beschlagnahmt.
Der alte Erdeboner Bauernstein wurde 1945 von den Amerikanern mit einem Schaufellader in den Hof von Bauer Karl Friedmann geschoben. Von dort verbrachte er den Bauernstein zum Scheffelweg, wo er bis ca. 1985 lag. Danach wurde der Stein auf die „Asche Wilhelmine“ (Müllkippe) gebracht und liegt dort in 10 Meter Tiefe vergraben. Der in Erdeborn lebende Kriegsgefangene Carl Swarts, ein aus Südafrika stammender Soldat, war von Mai 1945 bis in den Spätsommer 1946 Kommandant von Erdeborn
Am Himmelfahrtstag kam es in Erdeborn zu einem dramatischen Ereignis. Vorrausgegangen war ein Häftlingstransport der in einer Nacht der letzten Kriegstagen durch Erdeborn führte. Dabei wurden auch einige Tote mitgeführt die vergraben werden sollten. Der damalige Bürgermeister Georg Fuß wurde aus dem Haus wachgeklopft und gefragt wo man die Toten beerdigen sollte. Fuß entschied sich die Toten in einer Sandgrube am Alberstedter Berg zu begraben.
Am Himmelfahrtstag des Jahres 1945 trieben Amerikanische Soldaten, unter denen einige hasserfüllte Polen waren, die ehemaligen NSDAP Parteigenossen des Dorfes von der Zuckerfabrik mit Wassereimern in der Hand den Weg zum Alberstedter Berg hinauf. Dort am Alberstedter Berg wurden die Toten ausgegraben und diese sollten gewaschen werden. Bauer Karl Friedmann mußte ein Pferdefuhrwerk gründlichst gereinigt zur Verfügung stellen. Die Personen die am Wasser schleppen waren wurden geschlagen und mißhandelt. Einige verloren ihre Wassereimer und wurden zurückgetrieben. Es war ein sehr heißer Tag. Bürgermeister Georg Fuß blieb stark verletzt am Boden liegen. Die Toten wurden dann in einem Transport durch das Dorf zum Friedhof in Erdeborn gebracht. Den Transport überwachte der Kommandant Swarts mit einigen Soldaten. Am Friedhof konnte Kommandant Swarts den Plan der Amerikanischen Polen verhindern die ehemaligen NSDAP Genossen mit Genickschuss hinzurichten.
Paul Kunze war ab Mai 1945 Bürgermeister. Es folgten nach ihm Paul Seese und Hermann Taubert, welcher Maurer in der Zuckerfabrik war.
Nach dem Abzug der amerikanischen Soldaten, kamen am 3. Juli die russischen Soldaten nach Erdeborn.
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1936
29. August
In Erdeborn brennt die Scheune des Landwirtes und Kolonialwarenhändlers Paul Träger am Bahnhofsweg nieder. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren der Eigentümer und sein Sohn auf dem Feld beschäftigt, und Frau Träger, als einzige Person im Haus, war „fassungslos vor Schreck“, wie es in der Chronik heißt.
Hilfsbereite Nachbarn brachten noch vor Eintreffen der Feuerwehr das Vieh unter großen Anstrengungen in Sicherheit. „Schnell waren die Spritzen der Nachbarorte Oberröblingen, Hornburg, Helfta und die Motorspritze aus Eisleben zur Stelle, aber an ausreichend Wasser mangelte es“, schreibt der Chronist weiter. Nachbargebäude konnten dennoch geschützt werden. Die Scheune und alle dort abgestellten Maschinen verbrannten jedoch. Der Schaden ist erheblich, wurden doch Futtervorräte und Getreide der 20 bis 40 Morgen fassenden Scheune vernichtet.