1919 – 1933
Weimarer Republik


1925

6. Juli
Schwerer Unfall am Bahnübergang Erdeborn. Ein Zug rammt ein Auto, das in Flammen aufgeht. In der Chronik heißt es dazu: „Als der Personenzug, welcher um 3 Uhr aus Halle hier eintrifft, die hiesige Haltestelle verließ, wurde von unberufener Hand die Schranke geöffnet und von den drei vor der Schranke wartenden Autos fuhr das erste über die Schienen. Ehe es diese überquert hatte, wurde die Schranke wieder geschlossen.

In diesem Augenblick kam schon der Gipszug der Leunawerke aus Richtung Eisleben heran, gab Notsignal und bremste, dass die Funken stoben. Die Insassen des Autos konnten noch schleunigst aus dem Wagen springen und ihr Leben retten…“

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1929

28. März
Gerichtliches Nachspiel einer Schlägerei, die sich in der Silvesternacht in der Gaststätte „Grüne Tanne“ ereignet hatte. Fünf Personen müssen sich unter anderem wegen Sachbeschädigung verantworten. Das erweiterte Schöffengericht Eisleben bemüht sich darum, die Ereignisse jener Nacht, in deren Verlauf nach einer feucht-fröhlichen Feier mehrere Personen durch Messerstiche Verletzungen erlitten, zu rekonstruieren, um herauszufinden, wieso es zu diesem Tumult kommen konnte. Als Grund wurde auch das Verhalten eines Polizisten angesehen, der einen Schuss abgab, um die erregten Gemüter zu beruhigen. Doch diese wollten sich nicht beruhigen. Nach Angaben einer Zeugin veranstalteten sie ein Spektakel, „das die Wände wackelten“. Das Gericht verhängte Geldstrafen in Höhe von 5 bis 30 Mark.

16. April
Erdeborn wird von einer Flut heimgesucht. Im Südwesten des Ortes entlud sich ein Wolkenbruch. In Erdeborn war nur ein Rauschen zu hören. Ungeheure Wassermengen wälzten sich von den Bergen ins Tal. „Die reißenden Fluten brachten Baumstämme und selbst Ackergeräte mit, die von den Feldern mitgerissen waren.“ Die gesamte Frühjahrbestellung wurde von der Flut vernichtet. Die Schäden waren nicht zu überblicken.

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1930

27. Januar
Wilhelm Eube wird von Karl Friedmann erschossen.
Das Eisleber Tageblatt schreibt am nächsten Tag:
„Am Montag früh 3.15 Uhr wurde der Fleischermeister Wilhelm Eube in Erdeborn, als er mit seiner Frau von einem Vergnügen nach Hause ging, von einem bisher unbekannten Täter angeschossen. Der Verletzte starb eine Stunde darauf unter den Händen des von Oberlandjäger Wiehe herbeigerufenen Arztes, Dr. Schmid – Oberröblingen. Die Tat ist noch völlig ungeklärt. Die Erregung im Dorf groß. „Wie später bekannt wurde, war dem Verbrechen ein Streit mit einem, so wörtlich, „angesehenen Einwohner“ vorausgegangen, einem Landwirt, der in einer handfesten Auseinandersetzung mündete.

13. Februar
nach dem gewaltsamen Tod des Fleischermeister Eube in Erdeborn beginnt beim Landgericht in Halle die Voruntersuchung des Falles. Gegen den Landwirt Karl F. aus Erdeborn wird wegen Totschlags ermittelt. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte ihn, in der Nacht zum 27. Januar den Fleischermeister in Erdeborn erschossen zu haben, allerdings „ohne Überlegung“. Der Landwirt bestreitet diesen Vorwurf entschieden und sagt vielmehr aus, in Notwehr gehandelt zu haben. Er habe sich in der Dunkelheit von einer Person angegriffen gefühlt und nur deshalb geschossen. Bei den schlechten Sichtverhältnissen habe er seinen Freund nicht erkennen können. Auf Antrag der Verteidigung wurde der beschuldigte Landwirt aus der Haft entlassen.

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1931

26. Februar
Lebensrettung in Erdeborn. Der Fabrikarbeiter Fritz Paul holt ein zweijähriges Mädchen aus dem Dorfteich, das dort auf dem Eis eingebrochen war.

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1932

29. Juni
In Erdeborn schreibt der Chronist über den Gesundheitszustand der Schulkinder im Dorf:
„Bei der kürzlich erfolgten Untersuchung der Schulkinder durch den Kreisarzt konnte folgendes Ergebnis festgestellt werden:
Von den 304 Schulkindern, welche insgesamt Untersucht wurden, hatten 101 einen allgemein guten Gesundheitszustand, während er bei 201 genügend war und bei zwei Kindern schlecht. 47 Kinder hatten gute Zähne, bei 167 Kindern waren bis drei Zähne und bei 63 Kindern mehr als drei Zähne schlecht.
23 Schulkinder sind unterernährt, Herzfehler haben sechs, Augenfehler haben zwei, blutarm sind drei, skrofulös sind fünf, hautkrank ist eins,
mittelohrleidend sind zwei, nervenleidend ist eins, bei einem Kind wurde ein Unterleibsbruch festgestellt.“

5. September
Spektakulärer Unfall in der Nähe von Erdeborn, ein Pferdefuhrwerk stürzt einen Abhang hinab. In der Chronik heißt es dazu: „Ein Gespann eines Erdeborner Gutes war zur alten -Grube Wilhelmine-, dem Aschenabladeplatz der Gemeinde, gefahren, um dort Schutt abzuladen. Der Wagen wurde rückwärts an die Abladestelle gelenkt. Durch das unruhige Stehen der Pferde setzte sich der Wagen plötzlich rückwärts in Bewegung und geriet, da er dicht am Abhang der Aschenhalde stand, ins Gleiten und zog die Pferde, welche im weichen Aschenboden keinen Halt fanden, rückwärts nach. So stürzte das ganze Gespann rücklings den Aschenberg hinunter. Pferde und Wagen bildeten unten ein wüstes Durcheinander. Wie durch ein Wunder blieben die Pferde, die nur freigemacht werden konnten, indem man das Geschirr zerschnitt, unverletzt. Der Wagen wurde erheblich beschädigt.“

3. Dezember
Die Gemeindevertretung Erdeborn lehnt den Antrag eines Eigentümers auf Entschädigung seiner am Adler-Kali-Gelände liegenden Äcker in Höhe von 137 Reichsmark ab. Der Chronist notierte: „Der Antrag wird wie alle früheren in derselben Angelegenheit abgelehnt, noch dazu, wo in dem Gutachten angegeben ist, dass die Schäden zum Teil auf die Vorkriegszeit zurückgehen. Die Gemeinde ist erst seit September diesen Jahres rechtmäßiger Besitzer der Grube.

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