75 Jahre Zuckerfabrik Erdeborn
1865 – 1940

Am Ende des 18. Jahrhunderts war es dem Chemiker Andreas Sigismund Marggraf und seinem Schüler Professor Franz Karl Achard (1753-1821) nach vielen Versuchen gelungen, den in der Runkelrübe vorhandenen Zucker zu gewinnen.

Die erste Rübenzuckerprobe im Gewicht von 10 Pfund und 30 Lot wurde am 11. Januar 1799 König Friedrich Wilhelm III. und der königlichen Familie von Professor Achard überreicht.

Diese umwälzende Erfindung wurde dann in vielen kleinen Versuchsanlagen mit sehr geringen Erfolgen ausgewertet. Hinzu kam dass der eingeführte Rohzucker billiger war als der Rübenzucker. Zucker war bis dahin sehr teuer.

Als erste deutsche Zuckerfabrik ist Cunern bekannt.

Mitte des 19. Jahrhunderts nahm dann die Rübenzuckerherstellung im Bereich des Deutschen Zollvereins einen erheblichen Aufschwung durch die Heraufsetzung des Einfuhrzolles.

Die Entwicklung und der Aufbau der Zuckerfabrik in Erdeborn

In der Erkenntnis des lohnenden Rübenanbaues und der damit verbundenen gründlichen Bodenkultur beschlossen die Landwirte unseres Bezirkes am 23. Dezember 1864 in Erdeborn eine Zuckerfabrik zu gründen. Die Lage der Fabrik war durch den in der Nähe liegenden “Salzigen See” zur Wasserversorgung und die Kohle-Tagebauten Oberröblingen a. See, Unterröblingen am See und Stedten sehr günstig gewählt. Die Eisenbahnlinie Halle-Sangerhausen-Kassel führte unmittelbar vorbei.

An der Gründung der Gesellschaft beteiligten sich 37 Landwirte.

Es waren dies die Herren (und eine Dame !):

Rittergutsbesitzer Friedrich Ebeling, Erdeborn, 3 Anteile
Rittergutsbesitzer Friedrich Theuerjahr, Erdeborn, 1 Anteil
Witwe Friederike Hochheim, Erdeborn, 1 Anteil
Rittergutsbesitzer Friedrich Roloff, Erdeborn, 7 Anteile
Rittergutsbesitzer Graf v. Schwerin, Erdeborn, 20 Anteile
Gutsbesitzer Wilhelm Kneufel, Hornburg, 1 Anteil
Gutsbesitzer Reinhold Holze, Hornburg, 1 Anteil
Gutsbesitzer Carl Coccejus, Hornburg, 1 Anteil
Gutsbesitzer Friedrich August Koch, Hornburg, 3 Anteile
Gutsbesitzer Oswald Zedel, Rothenschirmbach, 3 Anteile
Gutsbesitzer Willibald Seidler, Rothenschirmbach, 2 Anteile
Gutsbesitzer Julius Hagenguth, Rothenschirmbach, 1 Anteil
Gutsbesitzer Franz Böttger, Alberstedt, 2 Anteile
Gutsbesitzer Gustav Töpel, Alberstedt, 1 Anteil
Gutsbesitzer Romanus Edel, Alberstedt, 1 Anteil
Gutsbesitzer Gustav Prinz, Alberstedt, 1/2 Anteil
Mühlenbesitzer Theodor u. Hermann
Stecher, Firma E. H. A. Stecher, Schraplau, 2 1/2 Anteile
Rittergutsbesitzer Theodor Schild, Stedten, 2 Anteile
Gutsbesitzer Christian Westphal, Stedten, 1 Anteil
Grubenbesitzer Theodor Doin, Stedten, 1 Anteil
Gutsbesitzer Friedrich Müller, Oberröblingen, 1 Anteil
Gutsbesitzer Albert Enke, Oberröblingen, 1 Anteil
Gutsbesitzer Gustav Roloff, Oberröblingen 1 Anteil
Gutsbesitzer Ludwig Bachran, Unterröblingen, 1 Anteil
Gutsbesitzer Carl Adelberg, Aseleben, 1 Anteil
Gutsbesitzer Carl Huhold, Aseleben, 2 Anteile
Gutsbesitzer Gottlieb Ritzschke, Aseleben, 1 Anteil
Gutsbesitzer Christoph Reinsch, Aseleben, 1 Anteil
Witwe Caroline Friederike Edel, Aseleben, 1/2 Anteil
Gutsbesitzer Ludwig Ehrenberg, Lüttchendorf, 1 Anteil
Gutsbesitzer Friedrich Köcher, Lüttchendorf, 1 1/2 Anteile
Gutsbesitzer Ferdinand Koch, Lüttchendorf, 1 Anteil
Gutsbesitzer Albert Märter, Lüttchendorf, 1 Anteil
Gasthofbesitzer Aug. Wittig, Lüttchendorf, 1 Anteil
Gutsbesitzer Carl August Schobeß, Äbtischrode, 2 Anteile
Gutsbesitzer Andreas Friedrich Gröbsch, Unterrißdorf, 5 Anteile
Amtmann Rudolph Ziemann, Etzdorf, 3 Anteile

Von ihnen waren die nachstehenden Herren in den Vorstand gewählt:

Amtmann Roloff, Erdeborn,
Rittergutsbesitzer Ebeling, Erdeborn,
Inspektor Bindewald, Erdeborn,
Ortsschulze Böttger, Alberstedt,
Ortsschulze Koch, Hornburg,
Gutsbesitzer Zedel, Rothenschirmbach,
Gutsbesitzer Huhold, Aseleben.

Herr Amtmann Friedrich Roloff aus Erdeborn übernahm als Erster den Vorsitz bis zum Jahre 1870.

Die Leitung der Fabrik war Herrn Faktor Schüler übertragen. Der Wert eines Anteils betrug 1000 Taler. Bei der Aufstellung des Bauplanes dienten die bestehenden Zuckerfabriken Schwanebeck und Dahlenwarsleben als Vorbild. Die Verarbeitung sollte 1500, später 2000 Ztr. in 24 Stunden betragen. Anstatt des Pressverfahrens sollte jedoch das Diffusionsverfahren eingerichtet werden, wie es bereits in der Zuckerfabrik Perlowitz bei Brünn bestand, welche von Herrn Faktor Schüler besichtigt war. Dieses Verfahren ist heute noch üblich.

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